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Stoizismus anwenden
Die Dichotomie der Kontrolle
In diesem Artikel hast Du das wichtigste stoische Konzept der Dichotomie der Kontrolle kennengelernt und wie wir dieses in unseren Alltag anwenden können, um mental stärker zu werden.
– Dichotomie der Kontrolle: Stoizismus anwenden –
Einführung
Epiktet sagte:
„Die Hauptaufgabe im Leben besteht einfach darin, die Dinge zu erkennen und zu trennen, so dass ich mir klar sagen kann, welche Dinge extern sind, die nicht unter meiner Kontrolle stehen, und welche mit den Entscheidungen zu tun haben, die ich tatsächlich kontrollieren kann.“ – Epiktet
Lasst uns einen Blick darauf werfen, was die Dichotomie der Kontrolle genau ist und wie wir sie nutzen können, um unser Leben zu verbessern.
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Was ist die Dichotomie der Kontrolle?

Die Dichotomie der Kontrolle ist die stoische Idee der Trennung von Dingen, die innerhalb unserer Kontrolle liegen, und Dingen, die außerhalb unserer Kontrolle liegen.
Ganz simpel unterteilt:
Dinge, die innerhalb unserer Kontrolle liegen sind unsere Gedanken und Handlungen. Dinge, außerhalb unserer Kontrolle sind alles andere.
Sobald wir das Konzept der Dichotomie der Kontrolle verstanden haben, können wir uns mehr auf die Dinge konzentrieren, die in unserer Kontrolle liegen, und aufhören, Zeit damit zu verschwenden, die Dinge kontrollieren zu wollen, die wir einfach nicht kontrollieren können.
Zunächst aber hier einige konkrete Beispiele für Dinge, die in unserer Macht stehen.
Das sind z.B.:
- unsere Meinungen & Urteile
- unsere Wünsche
- unsere Handlungen
- unsere Ziele
- unsere Reaktion auf Ereignisse
Und hier sind einige Dinge, die nicht in unserer Macht liegen:
- der Ausgang eines Ereignisses
- unsere Gesundheit
- unser Wohlstand
- unser Ruf
- unsere Vergangenheit
Vielleicht werden sich viele fragen: „Wie kommt es, dass diese Dinge nicht in meiner Kontrolle liegen?“
Nun, wenn wir mal näher darüber nachdenken, können wir wirklich z.B. unsere Gesundheit, unser Wohlstand oder unseren Ruf kontrollieren?
Wir können regelmäßig Sport machen, uns super gesund ernähren, aber trotzdem eine tödliche Krankheit bekommen. Wir können ein Studium absolvieren und eine exzellente Ausbildung genießen und trotzdem arbeitslos sein. Wir können ein ehrlicher und integer Mensch sein, der immer versucht fair zu anderen zu sein und doch können andere Menschen schlecht über uns reden.
Aus diesen Gründen, sind alle Dinge, die außerhalb unserer Gedanken und Handlungen liegen, nicht unter unserer Kontrolle.
Wenn wir versuchen, unser Bestes zu geben, um gesund zu sein, bedeutet dies nicht, dass wir immun gegen Krankheiten sind. Alles, was wir in diesem Falle tun können, ist zu versuchen, das Ergebnis zu beeinflussen.
Aber das Ergebnis liegt immer noch nicht in unserer Hand. Wir haben nur die Kontrolle darüber, wie wir auf das Ergebnis reagieren.
Epiktet drückt es folgendermaßen aus:
„Manche Dinge auf der Welt stehen in unserer Macht, während andere das nicht tun. Uns obliegen unsere Urteilsfähigkeit, unser Antrieb, unser Begehren und unsere Aversionen – kurz, alles, was von unserem eigenen Handeln abhängt. Wohingegen unser Körper, unser Besitz, unser Ansehen und unsere offizielle Machtstellung nicht uns obliegen – also alles, was nicht von unserem eigenen Handeln abhängt.“ – Epiktet
Welche Vorteile bringt uns die Dichotomie der Kontrolle?

Wir müssen nichts anderes über den Stoizismus wissen, um dieses Konzept aufschlussreich und nützlich zu finden, da man es unmittelbar anwenden kann.
Es spendet uns sowohl Trost gegen die Schwierigkeiten des Lebens als auch Motivation, um uns zu verbessern.
Wenn wir uns in schmerzhaften oder stressigen Situationen daran erinnern, uns auf das zu konzentrieren, was wir kontrollieren können, hat das eine sofortige beruhigende Wirkung. Es gibt uns die Erlaubnis, unsere Aufmerksamkeit von dem Umstand abzuwenden, der uns Schmerzen oder Frustration bereitet. Und oft lindert ein solcher Wechsel des Fokus nicht nur die Symptome, sondern hilft uns auch, das Problem besser zu lösen, oder zumindest zu erkennen, ob das Problem uns wirklich betrifft oder nicht.
Marcus Aurelius schreibt in seinen Selbstbetrachtungen:
„Die Welt der Dinge hat keinen Einfluss auf die Seele. Diese stehen unbewegt außerhalb von ihr. Störungen kommen nur aus dem Inneren, sie rühren von unserer eigenen Wahrnehmung.“ – Marcus Aurelius
Außerhalb von schwierigen Momenten gibt sie uns eine Wachstumsmentalität zur Selbstverbesserung. Es ist die Aufforderung, vom „Ergebnis“- zum „Prozess“-Denken zu wechseln.
Wenn wir glücklichere und bessere Menschen sein wollen, sollten wir unseren Fokus darauf beschränken, uns selbst zu verbessern. Es ist auch ein Aufruf, achtsam und präsent im gegenwärtigen Moment zu sein, wo wir die Kontrolle haben, und nicht in der Vergangenheit oder Zukunft, wo wir sie nicht haben.
Wenn wir also der Dichotomie der Kontrolle folgen, müssen wir verstehen, dass wir die Kontrolle darüber haben:
- Wie wir auf bestimmte Ereignisse reagieren;
- Welche Ziele wir entweder verfolgen oder nicht verfolgen;
- Ob wir in einer bestimmten Situation handeln oder nicht handeln;
- Und unsere Meinungen und Urteile, die wir auf Situationen anwenden.
Wir haben keine Kontrolle über andere Menschen oder deren Handlungen, Urteile, Überzeugungen, Gedanken und Werte.
Wir haben keine direkte Kontrolle über das Wetter, Naturkatastrophen, Politik, Wirtschaftskrisen usw.
Das Problem ist, dass viele Menschen sich um Dinge kümmern, die außerhalb Ihrer Macht liegen und denken diese kontrollieren zu können. Daraus entsteht zwangsläufig emotionales Leiden. Man fühlt sich am Ende machtlos, frustriert, ängstlich, ineffektiv oder wütend. Man leidet.
Epiktet drückt es so aus:
„Überdies sind die Dinge, die uns obliegen, von Natur aus frei, ungehindert und ohne Zwang, während die Dinge, die uns nicht obliegen, machtlos, abhängig, erzwungen sind und nicht uns gehören. Behalte also Folgendes im Sinn: Wenn du Dinge, die von Natur aus abhängig sind, für frei hältst und glaubst, dass Dinge, die nicht dir gehören, dein sind, wirst du enttäuscht, traurig und gequält sein, und du wirst an Göttern und Menschen Fehler finden. Wenn du aber das, was dir gehört, wirklich für dein Eigentum hältst und weißt, dass das, was dir nicht gehört, nicht dein ist, wie es auch tatsächlich der Fall ist, kann dich niemand nötigen, niemand behindern, du wirst niemanden tadeln, niemandem die Schuld geben, du wirst nicht eine einzige Aufgabe widerwillig erledigen, niemand wird dir ein Leid zufügen, du wirst keinen Feind haben, denn nichts Schädliches wird dir je widerfahren.“ – Epiktet
WIE KANN UNS DIE DICHOTOMIE DER KONTROLLE in unserem Alltag HELFEN?

Die Dichotomie der Kontrolle hilft uns, unsere Perspektive auf zwei wichtige Arten zu verändern:
- Wenn wir in der Lage sind, festzustellen, was außerhalb unserer Kontrolle liegt, verschwenden wir nicht länger unsere Zeit und Energie mit dem Versuch, es zu ändern. Wir sehen es als das, was es ist, akzeptieren es und gehen zu dem über, was wir kontrollieren können.
- Wenn wir in der Lage sind, festzustellen, was innerhalb unserer Kontrolle liegt, können wir unsere Zeit und Energie dagegen darauf konzentrieren, in diesen Bereichen Maßnahmen zu ergreifen und voranzuschreiten.
Durch das Verständnis des stoischen Konzepts der Dichotomie der Kontrolle können wir besser lernen, ein tugendhaftes Leben zu führen. Wir beginnen zu verstehen, welche Situationen wirklich unsere Energie erfordern und welche nicht. Indem wir verstehen, was wir unter unserer Kontrolle haben, werden Streitereien und Auseinandersetzungen weniger wichtig und es fällt uns leichter, sie loszulassen, weil wir verstehen, dass wir keine Kontrolle über die Meinungen, Interpretationen und Handlungen anderer haben.
Nur wenn wir uns selbst wirklich verstehen, sind wir in der Lage, auf unserem Weg zu einem tugendhaften Leben voranzuschreiten und unser volles Potenzial auszuschöpfen.
Was tun wir, wenn wir etwas nicht ändern können, aber seine Auswirkungen auf unser Wohlbefinden begrenzen wollen?
Nun, die Fähigkeit zu erkennen, was wir kontrollieren können und was nicht, hilft uns auch, uns als Menschen weiterzuentwickeln. Wenn wir leiden, aber die Sache, die unser Leiden verursacht, außerhalb unserer Kontrolle liegt, dann bleibt uns nur eine Möglichkeit: Wir müssen unsere Sichtweise darauf ändern.
Viktor Frankl sagte schon:
„Wenn wir nicht mehr in der Lage sind, eine Situation zu ändern, sind wir gefordert, uns selbst zu ändern.“ – Viktor Frankl
Damit wir leichter zwischen Ereignissen unterscheiden können, die in unserem Einflussbereich liegen und solchen, die es nicht sind, können wir Ereignisse eines Tages sehr einfach kategorisieren und analysieren.
Wir schreiben das Ereignis auf, ob es in unserer Kontrolle lag oder nicht, und die Gründe dafür.
Beispiel:
Das Ereignis: Die Bahn hat Verspätung.
Habe ich Kontrolle darüber? Nein.
Der Grund: Ich habe keine Kontrolle über Verspätungen der Bahn.
2. Beispiel
Das Ereignis: Auto hat kein Benzin mehr.
Habe ich Kontrolle darüber? Ja.
Der Grund: Ich hätte tanken können, als das Licht aufleuchtete, habe es aber nicht getan.
Wenn wir die Unterteilung gut meistern, können wir uns fragen: Können wir etwas dagegen tun?
Wenn nein. Warum dann also die Zeit mit Sorgen oder Aufregung verschwenden? Oder wie Epiktet sagen würde: „Es geht mich nichts an.“
Wenn ja. Dann können wir Maßnahmen dagegen ergreifen, anstatt uns Sorgen zu machen.
Die dritte Möglichkeit ist zu wissen, dass wir etwas tun können, aber wir entscheiden uns, es nicht zu tun.
Abschließende Gedanken zur Dichotomie der Kontrolle

Die Dichotomie der Kontrolle könnte als passiv kritisiert werden. Sie fokussiert aber unsere Energie genau dort, wo wir unserem Leben einen Mehrwert verleihen können. Anstatt sie an Dinge zu verschwenden, die nicht in unserer Macht liegen, egal wie sehr wir uns beschweren, leiden oder sie nicht mögen.
Es erfordert selbstverständlich viel Arbeit, Zeit, Übung und Achtsamkeit, um diese im täglichen Leben anzuwenden. Der Fortschritt der täglichen Anwendung, hängt auch davon ab, wie stark manche Gewohnheiten, unterbewusste Denkweisen oder Neigungen in uns verwurzelt sind.
Aber wir haben immer die Möglichkeit zu entscheiden, wie wir auf Ereignisse reagieren. Wir haben immer die Möglichkeit, das Beste aus dem zu machen, was in unserer Macht steht. Wir haben immer die Möglichkeit den Rest so zu akzeptieren, wie er passiert.
Um mit den Worten Epiktets abzuschließen:
„Mach es dir also zu Gewohnheit, jedem misstönenden Gedanken oder Eindruck zu sagen: Du bist nur eine Erscheinung und entsprichst keineswegs der Realität. Als Nächstes begutachte den Gedanken oder Eindruck und überprüfe ihn anhand der Regeln, die du kennst. Vor allem aber frage dich, ob der Eindruck mit den Dingen zu tun hat, die uns obliegen, oder mit jenen, die uns nicht obliegen. Und wenn er mit denen zu tun hat, die uns nicht obliegen, dann habe folgende Antwort parat: Es geht mich nichts an.“ – Epiktet
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